Wandel von Deutungsmustern in Lehrerkollegien – Übergänge, Transitionen und das Problem der Generationen
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Rok publikování | 2021 |
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Popis | Kann man im Zusammenhang mit Lehrerkollegien von Übergängen oder Transitionen sprechen? Die Begriffe werden dann nicht auf den Lebenslauf von Individuen bezogen, sondern auf die Konstitution einer Organisati-on. Dass sich die Begriffe grundsätzlich nicht nur auf Personen, sondern auch auf Organisationen sinnvoll bezie-hen lassen, veranschaulicht – um ein gerade aktuelles Beispiel heranzuziehen – die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten. Freilich stellt diese auch einen Übergang im Leben des Amtsträgers dar. Für die breite Öffent-lichkeit von größerem Interesse dürfte aber der damit verbundene Übergang im Präsidentenamt, also in der Organisation, sein. Von Übergängen lässt sich auch sprechen, wenn nicht – wie im Fall der US-Präsidentschaft – eine Einzelperson als zentraler Träger der Organisation fungiert; etwa beim Beginn der Arbeitsperiode eines neuen Parlaments oder bei der Neuübernahme eines Ausflugslokals. Allen bisher genannten Fällen gemeinsam ist, dass sich der Übergang in zeitlicher Hinsicht genau festmachen lässt und die Trägerinnen und Träger kollektiv in ihre neue Funktion eintreten. Anders verhält es sich bei Leh-rerkollegien. Hier ist nicht der kollektive Amtsantritt, sondern der kontinuierliche Ersatz ausscheidender Perso-nen als Normalfall vorgesehen. Klar markierte Übergänge gibt es also nur im Lebenslauf einzelner Mitglieder, nicht aber in der Konstitution der Organisation. Dennoch lässt sich mit einiger zeitlicher Distanz mitunter eine beachtliche Veränderung der Kollegien beobachten – nicht nur hinsichtlich der personellen Zusammensetzung, sondern auch hinsichtlich der kollektiven Mentalitäten. In Geschichte und Sozialwissenschaft ist immer wieder versucht worden, das Konzept der Generation zur Erklä-rung derartiger Veränderungen nutzbar zu machen. Menschen, die ungefähr zur gleichen Zeit geboren seien, würden durch ähnliche Erfahrungen geprägt und deshalb auch ähnliche Mentalitäten entwickeln. Ihr Neuein-tritt in eine soziale Organisation und die damit verbunden Ablöse einer früheren Generation bewirke einen markanten Wandel. Dieser könnte dann als Übergang oder Transition verstanden werden. Das Problem besteh allerdings darin, dass die Generationsablöse in der Mehrzahl der sozialen Organisationen nicht kollektiv erfolgt, sondern kontinuierlich. Mit diesem Argument wurde auch immer wieder auf die begrenzte Tragfähigkeit des Generationenkonzepts zur Erklärung historischen Wandels hingewiesen. Im vorgeschlagenen Referat möchte ich die Frage erörtern, ob das Konzept der Generation im Zusammenhang mit Übergängen in Lehrerkollegien nicht doch – zumindest in manchen Fällen – fruchtbar angewandt werden könnte. Die kontinuierliche Veränderung der Kollegien durch laufende Abgänge und Neuaufnahmen stellt näm-lich nur den theoretischen Normalfall dar. In der historischen Bildungsforschung ist hingegen gezeigt worden, dass es immer wieder dazu kam, dass eine sehr große Anzahl von Nachwuchskräften innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums eingestellt wurde. In der Folge waren die verfügbaren Stellen dann auf längere Zeit besetzt, sodass es nur zu vereinzelten Neueinstellungen kam. Unter dieser Voraussetzung könnten generationsspezifi-sche Mentalitäten zu bestimmten Zeitpunkten tatsächlich nachhaltige Übergänge in der Konstitution von Leh-rerkollegien bewirken. Ziel des Referates ist es nicht, konkrete eigene empirische Forschungsergebnisse vorzustellen, sondern die Grenzen und Möglichkeiten des Konzepts der Generationen als Forschungsperspektive im Zusammenhang mit Transitionen und Übergängen in Lehrkollegien zu diskutieren. Zum Teil wird das in konkreter Auseinanderset-zung mit einer Untersuchung zum Wandel in Hamburger Lehrerkollegien rund um das Jahr 1968 erfolgen. |
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